Lernen muss nicht kompliziert und zeitaufwändig sein. Die Lernmethode Microlearning setzt auf kurze, zielgerichtete Einheiten, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Doch wie effektiv ist diese Methode wirklich?


Was ist Microlearning?

Microlearning ist die Bezeichnung für eine Lernmethode, bei der Wissen in kleinen Einheiten – oft zwischen zwei und 15 Minuten– vermittelt wird. Diese kurzen „Lernhäppchen“ konzentrieren sich auf spezifische Themen oder Fertigkeiten und lassen sich flexibel in den Alltag einbinden.

man kann verschiedenste Formate nutzen:

  • Kurzvideos (z. B. Erklärvideos auf YouTube oder Lernplattformen)
  • Interaktive Quizze zur Wissensüberprüfung
  • Infografiken zur Visualisierung komplexer Inhalte
  • Audioclips oder Podcasts für das Lernen unterwegs
  • Kompakte Texte oder E-Learning-Module
  • Gamification-Elemente, um Lernanreize zu schaffen
Kurz: Microlearning setzt auf zielgerichtetes, bedarfsorientiertes Lernen und unterscheidet sich damit deutlich von traditionellen Lernmethoden, die oft umfangreiche Lehrpläne und lange Sitzungen erfordern.

Die Vergessenskurve von Ebbinghaus als Grundlage

Ein zentraler theoretischer Ansatz hinter Microlearning ist die Vergessenskurve, die auf den deutschen Psychologen Hermann Ebbinghaus zurück geht. Sie zeigt, wie schnell neues Wissen ohne Wiederholung wieder verloren geht:

Nach 20 Minuten erinnern wir uns nur noch an etwa 60 % des Gelernten.

Nach einem Tag sind es noch etwa 34 %.

Ohne gezielte Wiederholung bleibt also nur wenig hängen. 
Hier setzt Microlearning an: Regelmäßige, kurze Lerneinheiten sollen schnelles Vergessen verhindern und langfristiges Behalten fördern.

Vorteile von Microlearning

✅ Flexibilität: Die kurzen Einheiten lassen sich gut in den Alltag integrieren, zum Beispiel in die Kaffeepause oder während der Zugfahrt.

✅ Praxisorientierung: Wissen kann genau dann gelernt werden, wenn es benötigt wird.

✅ Motivation durch schnelle Erfolge: Kleine Lernmodule führen zu schnellen Erfolgserlebnissen – und die motivieren langfristig.

✅ Kosteneffizienz: Einmal erstellte Inhalte können mehrfach genutzt werden, zum Beispiel, zur Auffrischung bestehenden Wissens oder um neue Mitarbeiter:innen zu bestimmten Sachverhalten zu schulen.

✅ Personalisierung: Microlearning kann leicht an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden angepasst werden. So kann jede(r) genau das lernen, was er oder sie braucht, anstatt sich durch umfangreiche und oft irrelevante Inhalte durcharbeiten zu müssen.

Höhere Abschlussquoten: Kurze Module werden häufiger abgeschlossen als lange Online-Kurse, da sie weniger Zeit in Anspruch nehmen.

 

Nachteile

❌ Eingeschränkte Eignung für komplexe Themen: Während Microlearning für das Training bestimmter Fertigkeiten gut geeignet ist, lassen sich tiefgehende Analysen oder konzeptionelle Themen oft nur schwer in kleine Einheiten zerlegen.

❌ Gefahr der Oberflächlichkeit: Wenn Inhalte nur oberflächlich behandelt werden, bleibt das langfristige Verständnis auf der Strecke. 

❌ Erstellungsaufwand: Auch wenn Inhalte immer wieder verwendet werden können, erfordern hochwertige Microlearning-Inhalte (z.B. interaktive Videos) einen initialen Entwicklungsaufwand. Dies kann teuer sein und erfordert eine sorgfältige Planung.

❌ Mögliche Überforderung: Zu viele kurze Lerneinheiten können das Gefühl erzeugen, ständig lernen zu müssen, was zu Stress führen kann.

Fragmentierung des Wissens

Die größte Gefahr beim Microlearning ist die sogenannte Fragmentierung des Wissens.

Wenn Lerninhalte zu sehr in kleine Einheiten zerlegt werden, kann es schwierig werden, den Gesamtzusammenhang eines Themas zu erfassen. Bei isolierten Lerneinheiten fehlen oft entscheidende Zusammenhänge, was insbesondere bei komplexen Themen problematisch ist. Für ein vertieftes Verständnis ist es jedoch unerlässlich, das große Ganze zu erkennen und Zusammenhänge zu verstehen.

 

Voraussetzungen für erfolgreiches Microlearning

Für ein effektives Microlearning sollten folgende Prinzipien berücksichtigt werden:

  •  Klare Lernziele: Jede Einheit sollte ein bestimmtes Ziel verfolgen, z. B. „Wie erstelle ich eine Pivot-Tabelle in Excel?“.
  • Strukturierte Lernpfade: Die einzelnen Module sollten sinnvoll aufeinander aufbauen. Statt einzelne Tipps zu geben, sollten sie aufeinander abgestimmt sein.
  • Regelmäßige Wiederholungen: Nur durch Wiederholung kann Wissen langfristig gespeichert werden, beispielsweise durch Quizfragen oder Zusammenfassungen.
  • Praxisorientierung: Inhalte sollten direkt im Arbeitsalltag angewendet werden können, z. B. durch interaktive Übungen.
  • Zielgruppenorientierung: Nicht alle Themen eignen sich für Microlearning – komplexe Sachverhalte erfordern oft tiefere Lernmethoden.
  • Vielfältige Formate: Abwechslung durch Videos, Podcasts, Quizfragen oder interaktive Elemente erhöht die Motivation und spricht unterschiedliche Lernstile an.

Fazit

Microlearning ist besonders dann effektiv, wenn:

  • Die Inhalte in kleine, in sich abgeschlossene Einheiten zerlegt werden können, z. B. Tipps zur Nutzung einer Software.
  • Lernen orts- und zeitunabhängig stattfinden soll, etwa für Berufstätige, die zwischendurch lernen möchten.
  • Wissen direkt in der Praxis angewendet werden kann, z. B. um eine neue Fertigkeit sofort auszuprobieren.

Kurz: Microlearning ist ideal für einfache oder praktische Inhalte. Für tiefgreifende, komplexe Themen sollte es jedoch mit ergänzenden Lernmethoden kombiniert werden. Flexibel, effizient und in den Alltag integrierbar - Microlearning bietet spannende Möglichkeiten, muss aber gezielt und überlegt eingesetzt werden.

 

 

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